1. März 2023

Strompreis­entwicklung in Deutschland: Das musst du wissen

Wir geben dir einen Überblick über die Strompreisentwicklung in Deutschland und eine Prognose, wie sich der Strompreis weiter entwickeln wird.

mann am schreibtisch mit münzen und glühbirne

Ein Beitrag von

Chiara

chiara d'imprima

Strom ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir brauchen ihn, um unser Lieblingsgericht auf dem Herd zu kochen und um das Feierabendbier kalt zu stellen. Wir benötigen Strom für unser Smartphone, um mit unseren Liebsten in Kontakt zu bleiben und die meisten von uns brauchen ihn sogar zum Arbeiten. Ohne Strom würde unsere moderne Gesellschaft nicht funktionieren.

Umso genauer gucken wir auf die aktuelle Entwicklung des Strompreises in Deutschland. In den letzten zwei Jahren sind die Kosten für Strom stark gestiegen. Auch wenn die Preise an der Energiebörse aktuell wieder sinken, befinden sie sich weiterhin auf einem hohen Niveau im Vergleich zu 2021.

Wir haben uns das einmal genauer angeschaut und erklären in diesem Blogbeitrag, wieso die Preise für Strom gestiegen ist und wie sich der Preis in den letzten Jahren entwickelt hat. Außerdem geben wir eine Prognose ab, wie sich der Strompreis in Zukunft entwickeln wird.

Wie hoch ist der Strompreis aktuell?

Wenn du im Jahr 2023 einen neuen Stromtarif abschließt, zahlst du durchschnittlich 48 Cent für eine Kilowattstunde. Du bist schon länger bei deinem Versorger? Dann hast du vermutlich Glück und dein Tarif kostet dich etwas weniger. Doch viele Anbieter mussten im vergangenen Jahr die Preise erhöhen, da die Beschaffungskosten stark angestiegen sind.

Der Wegfall der EEG-Umlage im Juli 2022 hat sich nur bedingt auf den Strompreis ausgewirkt. Verbraucher:innen zahlen für ihren Tarif nun 3,72 Cent weniger pro Kilowattstunde. Durch Preiserhöhungen auf Seiten der Anbieter ist diese Entlastung aber nur für weniger Bürger:innen spürbar.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Ab März 2023 greift die Strompreisbremse. Diese besagt, dass du für 80% deines Verbrauchs nur noch maximal 40 Cent pro Kilowattstunde zahlst. Mehr dazu liest du in unserem Beitrag zu den Energie-Entlastungen der Bundesregierung.

stecker und rechner liegen auf einem tisch

Entwicklung des Strompreises an der Börse

Der Strompreis in Deutschland setzt sich hauptsächlich aus den folgenden Komponenten zusammen: Abgaben und Umlagen, Netzentgelte sowie Beschaffungskosten. In diesem Abschnitt werfen wir einen Blick auf die Beschaffungskosten, die an der Strombörse festgelegt werden.

2022 sind die Preise an der Strombörse erst stark angestiegen und dann wieder gefallen. Die Monate Mai bis August zeigen eine enorme Steigung. Eine Megawattstunde (MWh) Strom kostete im Mai 2022 noch 177 Euro, im August schon 465 Euro. Zum Glück haben sich die Kosten in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas stabilisiert. Im Dezember 2022 lag der Strompreis bei 251 Euro pro MWh, im Januar 2023 bei 117 Euro.

Die Strompreise sind zwar gesunken, sie befinden sich aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, vor allem im Vergleich zum Jahr 2021. Im Januar 2021 kostete eine Megawattstunde Strom noch 52 Euro, das sind 55% weniger als im Januar 2023. Je teurer die Energieversorger ihren Strom an der Börse einkaufen, desto schwieriger ist es für sie, diese Mehrbelastung nicht an die Verbraucher:innen weiterzugeben.

Warum sind die Strompreise so stark gestiegen?

Jetzt wissen wir, dass der Preis für Strom in den vergangenen zwei Jahren enorm gestiegen ist, doch welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Für die Entwicklung der Strompreise gibt es tatsächlich mehrere Gründe, die alle eine wichtige Rolle spielen und die gegenseitig aufeinander einwirken: die steigende Nachfrage nach Strom, die teure Stromproduktion aus Kohle und Erdgas, den Wettbewerb zwischen den Stromanbietern und die steigenden Netzentgelte.

Zunächst ist die Nachfrage nach Strom gestiegen. Nach den Lockdowns während der Corona-Pandemie hat die Industrie ihre Produktion wieder hochgefahren und benötigt nun mehr Strom. Auch Privatpersonen verbrauchen mehr Energie, zum Beispiel im Homeoffice. Mehr Nachfrage führt bekanntlich zu höheren Preisen.

Seit dem Herbst/Winter 2021/2022 sind die Preise noch einmal deutlich angestiegen, da ein großer Teil unseres Stroms (leider) immer noch aus Kohle und Erdgas gewonnen wird. Im Winter kann weniger Strom durch Erneuerbare Energien produziert werden, zum Beispiel weil weniger Sonne auf PV-Anlagen scheint. Deshalb werden vermehr Kohle- und Gaskraftwerke zur Stromgewinnung genutzt. Für diese Art der Energiegewinnung müssen CO2-Zertifikate gekauft werden, was die Erzeugung zusätzlich teurer macht. Besonders seit Februar 2022, dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hat sich dieses Problem verstärkt.

Infolge der massiven Preiserhöhungen an der Strombörse ist der Wettbewerb zwischen den Stromanbietern um den günstigsten Preis aus dem Gleichgewicht gekommen. Viele Stromanbieter, die in der Vergangenheit besonders günstig Strom angeboten haben, sind mittlerweile insolvent. Dieses Schicksal hat um die Jahreswende 2021/2022 viele Billigstrom-Anbieter ereilt, die darauf gepokert haben, dass sich der Börsenpreis nicht allzu stark erhöht. Nur wer eine schlaue und langfristige Beschaffungsstrategie verfolgt, navigiert sich und seine Kunden clever durch diese unsicheren Zeiten. Doch clever und vorausschauend ist leider nicht immer günstig.

Auch die Netzentgelte sind gestiegen, die etwa ein Viertel des Strompreises ausmachen. Was sind eigentlich Netzentgelte? Stromanbieter müssen den Betreibern des Stromnetzes eine Gebühr bezahlen, um das Netz nutzen zu dürfen. Dieses Geld investieren die Betreiber in den Netzausbau, um sich zum Beispiel besser für die Energiewende aufzustellen. Statt wenige große Kraftwerke werden immer mehr kleinere PV-Anlagen und Windräder ans Netz angeschlossen.

Das wird sich langfristig nicht nur umwelttechnisch, sondern auch finanziell lohnen, denn Strom aus Erneuerbaren Energien ist günstiger als zum Beispiel Strom aus Kohle- und Gaskraftwerken. Aktuell ist der Netzausbau aber ein weiterer Faktor, der die Preise in die Höhe treibt.

frau und mann rechnen mit taschenrechner und laptop

Wie haben sich die Strompreise in Deutschland seit 2000 entwickelt?

Wir haben uns in den vorherigen Abschnitten intensiv mit der Preissteigerung zwischen 2021 und 2023 befasst. Aber wie sah die Strompreisentwicklung eigentlich vorher aus? Grundsätzlich kann man beobachten, dass der Preis für Strom seit 2000 ständig gestiegen ist.

Wir holen einmal etwas weiter aus: Seit dem Jahr 1998 kann jeder Haushalt seinen Stromanbieter frei wählen. In der Folge ist die Anzahl an Stromversorgern explodiert, was die Preise nach unten gedrückt hat.

Nach dem historischen Tief von 13,94 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2000 geht die Entwicklung des Strompreises kontinuierlich nach oben. 2006 lag der Preis für Strom für Verbraucher:innen bereits bei 19,46 Cent pro Kilowattstunde, den größten Sprung machte die Preisentwicklung aber zwischen 2012 (25,89 Cent) und 2013 (28,84 Cent). Auch wenn es schon immer Preissteigerungen gegeben hat, sind die Entwicklungen in der Vergangenheit nicht mit dem rapiden Anstieg von 2021 auf 2023 zu vergleichen. Bisher gab es aber auch noch nie so viele außergewöhnliche Gründe, die den Preis nach oben bewegt haben.

strompreisentwicklung diagramm

Du fragst dich jetzt bestimmt, ob das ewig so weitergehen wird. Wie wird sich der Strompreis in Zukunft entwickeln?

Aktuell fallen die Preise für Strom an der Energiebörse. Trotzdem kostet eine Megawattstunde immer noch deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Die meisten Stromanbieter werden ihre Energie teuer nachbeschaffen müssen, wenn sie es bis jetzt noch nicht getan haben. Dank der Strompreisbremse steigen die Kosten für Verbraucher:innen aber nicht ins Unendliche. Vor allem wenn du unsere Tipps zum Strom sparen umsetzt, kannst du deinen Verbrauch senken und profitierst so vielleicht sogar in vollem Umfang von der Preisbremse.

Leider lässt es sich nicht absehen, wann der Krieg in der Ukraine enden wird und wie die Bundesregierung den Gashandel zu niedrigen Preisen ermöglichen kann. Die Umstellung auf Flüssigerdgas ist schlecht für die Umwelt und teuer. Aktuell fehlt aber eine klimafreundliche Alternative, um alle Haushalte in Deutschland zu versorgen. Solange es diese nicht gibt, wird sich die Problematik auch auf den Strompreis auswirken.

Auf lange Sicht wird der Preis für Strom aber fallen, und zwar wenn wir es schaffen den Ausbau von Erneuerbaren Energien zu beschleunigen und unabhängiger von anderen Staaten in der Energiegewinnung werden. Ökostrom aus Solaranlagen, Wind- und Wasserkraft ist günstig, nachhaltig und mit der richtigen Speichertechnologie das ganze Jahr über verfügbar. Wenn wir jetzt die Weichen für die Zukunft stellen, wird uns das nicht nur preislich in Zukunft zugutekommen.

Entwicklung des Strompreises in der Zukunft

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