Jetzt wissen wir, dass der Preis für Strom in den vergangenen zwei Jahren enorm gestiegen ist, doch welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Für die Entwicklung der Strompreise gibt es tatsächlich mehrere Gründe, die alle eine wichtige Rolle spielen und die gegenseitig aufeinander einwirken: die steigende Nachfrage nach Strom, die teure Stromproduktion aus Kohle und Erdgas, den Wettbewerb zwischen den Stromanbietern und die steigenden Netzentgelte.
Zunächst ist die Nachfrage nach Strom gestiegen. Nach den Lockdowns während der Corona-Pandemie hat die Industrie ihre Produktion wieder hochgefahren und benötigt nun mehr Strom. Auch Privatpersonen verbrauchen mehr Energie, zum Beispiel im Homeoffice. Mehr Nachfrage führt bekanntlich zu höheren Preisen.
Seit dem Herbst/Winter 2021/2022 sind die Preise noch einmal deutlich angestiegen, da ein großer Teil unseres Stroms (leider) immer noch aus Kohle und Erdgas gewonnen wird. Im Winter kann weniger Strom durch Erneuerbare Energien produziert werden, zum Beispiel weil weniger Sonne auf PV-Anlagen scheint. Deshalb werden vermehr Kohle- und Gaskraftwerke zur Stromgewinnung genutzt. Für diese Art der Energiegewinnung müssen CO2-Zertifikate gekauft werden, was die Erzeugung zusätzlich teurer macht. Besonders seit Februar 2022, dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hat sich dieses Problem verstärkt.
Infolge der massiven Preiserhöhungen an der Strombörse ist der Wettbewerb zwischen den Stromanbietern um den günstigsten Preis aus dem Gleichgewicht gekommen. Viele Stromanbieter, die in der Vergangenheit besonders günstig Strom angeboten haben, sind mittlerweile insolvent. Dieses Schicksal hat um die Jahreswende 2021/2022 viele Billigstrom-Anbieter ereilt, die darauf gepokert haben, dass sich der Börsenpreis nicht allzu stark erhöht. Nur wer eine schlaue und langfristige Beschaffungsstrategie verfolgt, navigiert sich und seine Kunden clever durch diese unsicheren Zeiten. Doch clever und vorausschauend ist leider nicht immer günstig.
Auch die Netzentgelte sind gestiegen, die etwa ein Viertel des Strompreises ausmachen. Was sind eigentlich Netzentgelte? Stromanbieter müssen den Betreibern des Stromnetzes eine Gebühr bezahlen, um das Netz nutzen zu dürfen. Dieses Geld investieren die Betreiber in den Netzausbau, um sich zum Beispiel besser für die Energiewende aufzustellen. Statt wenige große Kraftwerke werden immer mehr kleinere PV-Anlagen und Windräder ans Netz angeschlossen.
Das wird sich langfristig nicht nur umwelttechnisch, sondern auch finanziell lohnen, denn Strom aus Erneuerbaren Energien ist günstiger als zum Beispiel Strom aus Kohle- und Gaskraftwerken. Aktuell ist der Netzausbau aber ein weiterer Faktor, der die Preise in die Höhe treibt.